Die Kraft der Pause - Warten auf Genesung

Irgendwas ist immer los in Khorugh...

Es wird geschmückt, gefeiert, gelacht und getanzt. Gestern fast die ganze Nacht hindurch, und das scheint typisch zu sein für die Pamiris!

Ich mittendrin. Die Menschen haben mir Platz gemacht und mich zu den Tanzenden vorgeschoben, damit ich besser filmen kann. Die Tadschiken sagen, sie seien Arier, und tatsächlich sehen einige von ihnen sehr europäisch aus. 

Mein Fuß heilt jeden Tag ein wenig mehr; und obzwar er sich blau und grün verfärbt von der inneren Blutung, die sich jetzt verteilt, bin ich bereits wieder aufs Bike gestiegen und habe ein paar Runden gedreht. Die Angst vor einem neuen Sturz nicht groß werden lassen, sagen meine Motorrad Berater. Darunter mein Sohn, der weiß wovon er redet, hat er doch bereits zwei schwere Unfälle unverschuldet erleben müssen.

Als ich heute im kleinen Restaurant mit den gelben Plastikstühlen über den rauschenden Fluten des Ghunt River zu Abend essen wollte und dazu Mineralwasser bestellte, zeigte die Kellnerin auf den Fluß und erklärte, da könne ich Wasser holen. Bei ihr gäbe es grünen oder schwarzen Tee. Und bot mir lachend und versöhnlich die Hand. Humor haben sie, lachen gerne und insbesondere  die Männer reden und reden...

Ich soll bis Samstag hierbleiben, sagt Farrukh, um den Cross-Border-Market zu besuchen. Und tatsächlich bin ich recht neugierig darauf, afghanische Händler mit ihren bunten Waren zu sehen.

Die Region hier lebt unter anderem, wie auch Afghanistan, vom Handel mit Opium, das über die Grenze nach Russland verschoben wird. Der Opiumanbau in Afghanistan ist in den letzten Jahren weiter gestiegen, und obwohl für den Reisenden kaum sichtbar, ist das florierende Geschäft gut zu erkennen an den großen Luxusschlitten mit den schwarz getönten Scheiben in Dushanbe oder Khorugh. 

Die Pause tut mir gut. Reisen kann ich auch an einem Ort. So viel gibt es hier zu erleben. Den bunten Bazar. Die schönen Gewänder und Gesichter der Frauen. Die vielen verschiedenen kleinen Eßlokale. Mit der Marschrutka bin ich ins Zentrum gefahren, diese kleinen weißen Minibusse, Made in China, fahren unentwegt. Man hält sie an der Straße an. Steigt ein. Und fährt genau dort hin wo man aussteigen möchte. Spezielle Haltestellen gibt es nicht. Die einfache Fahrt kostet 2 Somoni. Das sind umgerechnet 0,18€.

Ein unkompliziertes System, das funktioniert und Arbeitsplätze schafft.

Bald werde ich wieder aufbrechen. Ich bin froh, dass ich diese besonderen Menschen im Pamir ein wenig kennenlernen durfte.